Standortbezogenes Förderkonzept
Standortbezogenes Förderkonzept der Josef Rehrl Schule (JRS) 2017-18
Die JRS ist Teil des Landeszentrums für Hör- und Sehbildung in Salzburg.
Die Schule ist zuständig für die Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen mit peripherer und/oder zentraler Hörbeeinträchtigung im Pflichtschulbereich (Vorschule bis BV-Klasse). Einzugsbereich ist das Bundesland Salzburg, aber auch das benachbarte Bayern (die nächsten Bildungseinrichtungen für diese Kinder sind in München und in Straubing).
An der Schule gibt es 14 Klassen:
• Eine Vorschulklasse mit 7 hörbeeinträchtigten Kindern
• Zwei altersgemischte Klassen für hörbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche mit zusätzlichen Beeinträchtigungen
• Vier inklusive Klassen Grundstufe 1 und 2
• Eine jahrgangsübergreifende Förderklasse
• Fünf inklusive Klassen Neue Mittelschule mit dem schulautonomen Schwerpunkt „Österreichische Gebärdensprache“ (2 Wochenstunden als Pflichtfach).
• Eine Klasse Polytechnische Schule, seit 5 Jahren inklusiv geführt
(wobei hier die Einschränkung gilt, dass nur die hörenden Jugendlichen diese Klasse besuchen können, die Abgänger der Sekundarstufe der Josef Rehrl Schule sind)
Der Schulversuch „Inklusive Klassen“ (vormals „Umgekehrte Integration“) stammt aus dem Jahr 1996 und ist die Zusammenfassung der Erfahrungen einer 10jährigen pädagogischen Arbeit am Institut und in der Integration.
Der Pflichtgegenstand „ÖGS“ erfordert aufgrund der besonderen Struktur des Inhalts (zB. ist Gebärdensprache nicht seriell wie Lautsprache, die zeitliche Fixierung durch ein graphisches System ist bedingt möglich, …) auch neue pädagogische Wege und organisatorische Mittel. Diese werden durch ein 2 Lehrer System (eine gehörlose Native Signerin und eine Lehrerin mit ÖGS Dolmetschdiplom), die Verwendung von I-Pads, Apple -TV etc. ermöglicht.
Details dazu können im Papier „NMS an der Josef Rehrl Schule mit autonomem Schwerpunkt „Österreichische Gebärdensprache als lebende Fremdsprache“ nachgelesen werden.
Es finden die Lehrpläne der Volksschule, der Neuen Mittelschule (eigener Lehrplan mit eigener Stundentafel), der Sonderschule für Gehörlose (Grundstufe und Sekundarstufe), Vorschule für Gehörlose, Allgemeine Sonderschule, Schwerstbehinderte und Polytechnischer Lehrgang für Gehörlose (mit autonomer Stundentafel) Anwendung.
Details zu Struktur und Organisation (zB zum Aufnahmeprocedere hörender SchülerInnen) finden sich im „Standortkonzept der Josef Rehrl Schule“.
Die Ausbildungen der an der Schule tätigen Lehrerinnen und Lehrer umfassen die Bandbreite von VS-, HS-, ASO-, SB-, Schwerhörigen- und Gehörlosenpädagogik sowie diverse Zusatzausbildungen wie zB Gebärdensprachdolmetsch, Beratungslehrer, Sprachheilunterricht, EDV, Montessori, Lese-Rechtschreibtrainer, Besuchsschullehrer, Motopädagogik …
Weiters ist die Schulleitung in Personalunion auch Leitung des ZIS (Zentrum für Inklusions- und Sonderpädagogik) für Sinnesbeeinträchtigte.
Die Pädagoginnen dieses Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes betreuen alle integrativ beschulten SchülerInnen mit Hör- und/oder Sehbeeinträchtigung im Land Salzburg (in Salzburg gibt es keine Schule für Blinde und Sehbeeinträchtigte). Der Altersbereich der betreuten SchülerInnen recht von Vorschule bis Matura, d.h. das hier auch Bundesschulen betreut werden. Als durchschnittliche Richtwerte (da die Zahlen naturgemäß jährlich variieren) können hier 60 SchülerInnen an 35 Pflichtschulen und 10 Bundesschulen angegeben werden.
Die Ausbildungen der im MSD tätigen Lehrer umfassen die Bandbreite von VS, HS, ASO, Schwerhörigen- und Gehörlosenpädagogik, Sehbeeinträchtigten- und Blindenpädagogik sowie diverse Zusatzausbildungen wie zB Trainer für Mobilität und Lebenspraktische Fertigkeiten …
Die Schule bietet auch die Möglichkeit, dass die Schüler/innen die GTS besuchen können.
Dafür gibt es im Freizeitbereich 4, im GLZ Teil 5 Gruppen (25 Stunden). Aufgrund der sehr unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Klientel und auch wegen der nach dem GL Plan höheren Unterrichtsstundenzahl der Schüler/innen wird im der Freizeitbetreuung ein hoher Stellenwert auf gemeinsames Essen und gemeinsames Erleben, qualitativ gute Spielmöglichkeiten und ein gepflegtes Miteinander gelegt. Aber auch Rückzugsmöglichkeiten sind hier vorhanden.
Ein wesentlicher Teil der FB ist das Spiel im institutseigenen Parkgelände. Eine Besonderheit der FB ist auch die gemeinsame Wahl eines Jahresthemas, an dem alle Gruppen in unterschiedlicher Weise arbeiten.
Im Lernteil an der Schule stehen den Schüler/innen der GTS Lehrer/innen zur Unterstützung zur Verfügung. Dabei wird auch darauf geachtet, dass nach Möglichkeit alle Kinder ihre Haus- und Lernaufgaben erledigen können.
Der Schule stehen am LZHS für die Bereiche Logopädie, Ergotherapie und klinische Psychologie die gebärdensprachkompetenten Mitarbeiterinnen des Therapieteams des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie der Barmherzigen Brüder Linz zur Verfügung. Diese Mitarbeiterinnen arbeiten in enger Kooperation mit den jeweiligen LehrerInnen für die individuellen Bedürfnisse der SchülerInnen.
Zusätzlich ist an 3 Tagen pro Woche (und auch zusätzlich in Akutfällen) eine gebärdensprachkompetente Psychotherapeutin der Gehörlosenambulanz an der Schule.
Ziel und Absicht der JRS ist die bestmögliche Bildung und Erziehung hörbeeinträchtigter SchülerInnen/innen unter Berücksichtigung ihrer individuellen Ausgangslage und ihrer persönlichen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, um ihnen nach Abschluss der Schulpflicht mit Hilfe der erworbenen Kompetenzen ein selbstbestimmtes Leben im weiteren Bildungs- und Lebensweg zu ermöglichen.
Wie in der Beschreibung des ursprünglichen Schulversuchs „Umgekehrte Integration“ dargelegt, sollen durch den inklusiven Unterricht hörender und hörbeeinträchtigter SchülerInnen/innen auch Barrieren zwischen Menschen mit unterschiedlichen Kommunikationsformen abgebaut und sowohl auf Seiten der „Hörenden“ als auch der „Nicht Hörenden“ das Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse gefördert werden.
Durch die stete Miteinbeziehung der hörenden Mitschüler/innen in den gebärdensprachlichen Unterricht lernen auch diese ein manuelles Kommunikationssystem.
Die Formen des Förderunterrichts und des Förderns an der JRS
• In jeder Klasse ist 1 Wochenstunde Förderunterricht im Stellenplan ausgewiesen. Dieser FU findet entweder integrativ oder als Extrastunde statt. Das bereits ab der 3.VS um 5 Wochenstunden höhere Stundenausmaß für die hörbeeinträchtigten SchülerInnen bedingt die vorzugsweise integrative Förderung. Der Förderunterricht wird in der Grundstufe generell vom Klassenvorstand bzw dem Zweitlehrer abgedeckt, in der Sekundarstufe von einem Fachlehrer, der in der Klasse tätig ist. Die „Zuweisung“ der zu fördernden Kinder erfolgt nach Absprache mit den jeweiligen Lehrern der Klasse. Dabei ist es nach Beschluss des Schulforums auch möglich, dass (in sehr seltenen Fällen) auch nur 1 Kind die Förderstunde besucht.
• Das durch den Schulversuch begründete Zweilehrersystem (Stichwort Teamteaching) ermöglicht weiters eine konstant begleitende Unterstützung und Förderung aller SchülerInnen in den SV-Klassen. Dadurch ist es möglich, SchülerInnen im Bedarfsfall exakt „am Problem abzuholen“.
• Die Fördermaßnahmen werden durch die Führung und konstante Modifizierung des „Individuellen Förderplans“ beschrieben und mit den Schulpartnern (Erziehungsberechtigten) besprochen.
Zusätzlich gibt es an der JRS in der Grundstufe Entwicklungsplangespräche (eine erweiterte Form des „Individuellen Förderplans“) geführt. Dieses Konzept beinhaltet eine erheblich stärkere Einbindung der Nachmittagsbetreuung, des Therapeutinnenteams und der Erziehungsberechtigten in die zuvor gemeinsam diskutierten und definierten individuellen Fördermaßnahmen.
• Durch die sehr unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse der SchülerInnen in den jahrgangsübergreifenden Förder- und auch S-Klassen (unterschiedliche Lehrpläne, unterschiedliche Lehrplanstufen, verschiedene Arten und Grade des Hörverlusts, Art der technischen Versorgung, Migrationshintergrund mit nichtdeutscher Muttersprache, unterschiedliche Lernausgangslagen, zusätzliche Beeinträchtigungen, immer öfter auch mehr oder minder ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten) gibt es in diesen Klassen eine Unterstützung durch pflegerische Betreuung bzw gebärdenkompetente Assistenz, wodurch eine individuelle Förderung möglich ist.
• Die hörbeeinträchtigten Schüler/innen erhalten zusätzlich 1 bis 3 Wochenstunden „Therapeutisch Funktionelle Übungen“ zur Förderung ihrer Laut- und Gebärdensprachkompetenz. Dies schließt auch Hör- und Absehtraining mit ein.
• Alle SchülerInnen nehmen an der hauptsächlich integrativ geführten Unverbindlichen Übung „Österreichische Gebärdensprache“ teil, die durch eine Native Signerin erteilt wird. Diese Einheiten stehen immer im Bezug zum Lehrstoff und sollen auch für die hörbeeinträchtigt SchülerInnen/innen eine Rollenidentifikation mit dem positiven Vorbild der Lehrerin ermöglichen.
• Zusätzlich gibt es für die „Native Signerin“ ein Zeitvolumen von 3 Wochenstunden zur individuellen Förderung von hörbeeinträchtigt SchülerInnen/innen. Die Zuteilung erfolgt in gemeinsamer Besprechung mit den Klassenlehrern.
• Alle KV der Grundstufe sowie der 1.HS nehmen am Projekt „Pfade“ teil. Diese Ausbildung findet in Kooperation mit dem Institut für Sinnes- und Sprachneurologie statt und hat eine langfristig positive Verhaltensmodifikation (zB im Umgang mit Aggression) hörbeeinträchtigt Menschen zum Ziel.
• Für hörbeeinträchtigt SchülerInnen, die Probleme mit der Akzeptanz ihrer Beeinträchtigung haben, gibt es eine gehörlose Mitarbeiterin des Institut für Sinnes- und Sprachneurologie, die mit diesen Jugendlichen an einem Tag der Woche in kleiner Gruppe als „role model“ arbeitet.
• Für alle Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gibt es „Besonderer Förderunterricht Deutsch“, der durch ausgebildete Pädagoginnen erteilt wird. Im Schuljahr 2017-18 umfasst der BFD Unterricht 7 Wochenstunden.
• Für SchülerInnen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche finden jedes Jahr spezielle Kurse, ebenfalls geleitet von dafür ausgebildeten Pädagoginnen, statt.
• Die Unterrichtsmethoden sind abgestimmt auf die Bedürfnisse, aber auch auf die individuellen Möglichkeiten der SchülerInnen. Wochenplan und Offenes Lernen zielen auf eine Erziehung zu eigenverantwortlichem Umgang mit Arbeitsaufträgen ab, Gruppenarbeit zur Arbeit im Team, Frontalunterricht dient der klaren Übermittlung von Arbeitsaufträgen, Anleitungen und Wissen (notwendig zur Reduzierung von Störlärm!).
• Die Schule und ihre Lehrer suchen die Kooperation mit außerschulischen Institutionen, um die unterschiedlichen Kompetenzen der SchülerInnen zu fördern. Als Beispiele seien hier angeführt: Kooperation mit dem Musikum, dem Museum der Moderne, mit Bridging Arts, Schreibwerkstätten in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Salzburg, Besuch von Autorenlesungen und Theaterstücken, Selbstverteidigungskurse für die Mädchen, Zusammenarbeit mit dem Haus der Natur Salzburg (Science Abteilung, Übersetzung und Anpassung von Texten für Hörbeeinträchtigte bzw in Gebärdensprache für Gehörlose), Trommelworkshops …